Uli Welz: Unser Rentensystem hat ohne tiefgreifende Änderungen langfristig keine Zukunft

20. Oktober 2016

Unter dem Titel "Verteilungsgerechtigkeit im Rentensystem und potentielle Möglichkeiten einer Weiterentwicklung" präsentierte Parteimitglied Uli Welz auf der Mitgliederversammlung am 19.10.2016 im ASV-Heim seine gründliche Recherche zu diesem aktuellen Thema. Er kam zu einem ernüchternden Ergebnis.

Uli Welz
Ulrich Welz bei seinem Vortrag

Bei seinen Recherchen fand Uli Welz heraus, dass nach dem derzeitigen Umlagesystem das Rentenniveau des sogenannten Eckrentners sich je nach Steuerklasse auf Werte unter 50% hinbewegt, aber:
Den "Eckrentner" gibt es nicht!
"Eckrentner" bedeutet, dass jemand 45 Jahre lang konstant ein mittleres Einkommen bezieht. In der Wirklichkeit liegen die Einkünfte in jungen Jahren oft deutlich darunter und in späten Jahren in der Regel darüber. Dadurch ergibt sich eine weitere Absenkung des Rentenniveaus bei Rentenbeginn um durchschnittlich weitere 12%.

Trotz dieser bescheidenen gesetzlichen Rente ist das System langfristig nicht überlebensfähig. Auf Grund der demografischen Entwicklung bis 2060 sind die Zielvogaben gemäß § 154 Abs. 3 SGB VI, nämlich

  • maximaler Beitragssatz 22 %
  • minimales Rentenniveau Netto vor Steuer 43 %
Demografie
auf Grund des stark progressiven Altenquotienten nicht zu halten (siehe Grafik). Demografische Entwicklung bis 2016

Welche Alternariven gibt es?
Kurzfristig und ohne einen grundsätzlichen Systemwechsel könnte die Rentenkasse durch folgende Maßnahmen gestärkt werden:

1) Aufhebung der Beitragsbemessungsgrenze, kombiniert mit einer verringerten Wirkung bezüglich des Erwerbs von Entgeltpunkten oberhalb einer bestimmten Einkommensgrenze (degressiver Teilhabeäquivalenz)

2) Nach Umsetzung von 1) Einbeziehung weiterer Erwerbsgruppen in das gesetzliche Rentensystem (Selbstständige, Ärzte, Apotheker, Architekten, …)

3) Strikte Unterscheidung zwischen eigentlicher Versicherungsleistung und Kosten der Umverteilung wie Mütterrente, Zuschüsse zur Knappschaftsrente, Subventionierung der Ostrenten etc. Die Kosten der Umverteilung nicht aus dem Rententopf bezuschussen, sondern ausschließlich aus dem Staatshaushalt finanzieren.

Es gibt aber auch Studien, die ein völlig anderes Rentensystem favorisieren: Eine kombination aus "Kinderrente", umlagefinanzierter Basisrente und kapitalgedeckter Pflichtversicherung mit Anrechnung der Kinderzahl.

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