„PoP“ besiegt Terrorismus - SPD Kulturforum hatte Kabarettist Mathias Tretter zu Gast

04. März 2018

Mathias Tretter war auf Einladung des SPD-Kulturforums nach Herzogenaurach gekommen, um dort der Menschheit sein ganz neues Weltbild vorzustellen.

Tretter-Auftritt
Kabarettist Mathias Tretter erklärt sein Weltbild

In der Politik gibt es keine Visionäre mehr, meinte Mathias Tretter. Hilfreich erwies sich dabei sein Freund Ansgar, ein promovierter Philosoph, der inzwischen eine Junior-Professur als Hausmeister an der Universität bekleidet. Ausgerüstet mit Doppelripp, Daunenkissen und Dosenbier machten sie sich beim „Windowing“ (gemeinsames Glotzen aus dem Fenster) so ihre Gedanken.

Als Ansgar hatte der diesjährige Preisträger des Deutschen Kabarettpreises eine geniale Idee. Eine neue Partei muss her: PoP – Partei ohne Partei. Es soll eine populistische, eine atheistische Partei sein, rechts von der AfD und links von den Grünen. Das Rüstzeug für dieses Vorhaben hat er sich an der Fernuniversität Braunau schon erworben, denn dort kann man seinen Bachelor in vier Semestern „Völkisch“ erwerben. Das alles kommt ganz harmlos plaudernd daher, fast augenzwinkernd, aber dafür umso treffsicherer. Das Ziel der neuen Partei ist klar definiert: Gelassenheit und Lebensfreude. Cannabis wird legalisiert, das führt zu mehr Sex und wer genügend Sex hat, “dem gehen auch 72 Jungfrauen am Arsch vorbei“. Alle sollen an ein Leben vor dem Tod glauben, denn dann gibt es keinen Terrorismus mehr.

Dieses Problem hat er damit schon einmal gelöst, aber wie ist um die Wahrheit bestellt? In Zeiten von alternativen Fakten entwickelt Tretter in aberwitzigen Gedankenketten eine Verschwörungstheorie, die von den Aliens von Rosewell bis zum 11. September reichen, das muss man ihm einfach glauben. Sein kabarettistischer Rundumschlag lässt kein gesellschaftliches Feld unbeackert. Seien es die Handybenutzer, „die ihre Mitmenschen mit Intimitäten besudeln“ oder die Internetaffinen, die dort nicht surfen (das wäre Sport), sondern eher „schwabbeln“. So kann Kabarett sein: Intelligent, witzig, böse, treffsicher und unterhaltsam. Mit einem kyrillischen Choral - da passt keine Zugabe - verabschiedete sich Tretter von einem begeisterten Publikum. Ausgerechnet mit einem „Schwarzriesling“, einem fränkischen Rotwein, bedankte sich die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Renate Schroff bei Mathias Tretter für seine Auftritt.
Margot Jansen

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