Kabarettistisches Staatstraining mit Ingo Appelt

26. April 2023

Es war nichts für Zartbesaitete. Aber das Publikum war offenbar gerade deswegen, auf Einladung der SPD Herzogenaurach, zu Ingo Appelt als „Staatstrainer“ ins vollbesetzte Vereinshaus gekommen.

Appelt
Zwei Stunden ohne Punkt und Komma: Ingo Appelt im Vereinshaus

Endlich einmal der moralischen Überfrachtung des Alltags und der politischen Correctness entkommen. Früher freuten sich alle über seinen liebevoll zubereiteten Krustenbraten. Heute heißt es: „Wer Fleisch frisst ist ein Massenmörder.“ Bald werden die Bratwurstesser und natürlich -innen zusammen mit den Raucher und -innen draußen vor der Tür stehen müssen.
Die Vegetarier – „Gemüse-Nazis“ -, die Veganer – „Vegetarier in SS-Ausführung“ – und die Frutarier (nur Obst, das bereits vom Baum gefallen ist, wird verzehrt) werden bald die Welt beherrschen. Da kann er seinen Krustenbraten nur retten, wenn er glaubhaft versichern kann, dass das Schwein bei der Apfelernte vom Baum gefallen ist. Es sind diese absurd überspitzten Aussagen, die seinen eigenwilligen schwarzen Humor ausmachen. Ohne Punkt und Komma prasseln seine Statements auf das Publikum nieder. Er hat viele Fragen. Wieso treten so wenig Menschen in eine Partei ein? Seine Partei - die SPD – ist mit gerade mal 379.000 Mitgliedern die mitgliederstärkste Partei Deutschlands. Wieso engagieren sich deutlich mehr Frauen und Männer in Schützenvereinen? Ganz zu schweigen von der immensen Mitgliederzahl von rund 22 Millionen im ADAC. Wieso will die Klebergeneration die Umwelt retten, wenn sie doch mit Ohrstöpseln und aufs Handy starrend durch die Gegend läuft und die Umwelt gar nicht wahrnimmt?
Im Bus schreiben sich die Sitznachbarn WhatsApps und verbrauchen Strom. In der Corona-Zeit mussten seine Söhne zweimal in der Woche die Spülmaschine ausräumen, jetzt haben sie Depressionen. Jens Spahn hat in dieser Zeit 5,8 Milliarden FFP2-Masken bestellt, die jetzt auf Halde liegen. Die könnte man bei der Apfelernte verwenden und die „Apfeltasche“ wäre fertig. Wie man sieht machen Männer nur Unsinn und sind seiner Meinung nach ohnehin ein Auslaufmodell. Sie sind testosterongesteuerte Krieger, reden zu viel, und sollten nicht in die Politik gehen. Er ist für ein Matriarchat, denn Frauen lösen ihre Konflikte friedlicher. Etwa Angela Merkel, perfekt von Appelt parodiert. Für ihn war sie zwar das Gesicht des Elends dieses Landes, aber man kennt nur einen Satz von ihr: „Wir schaffen das“. Männlichkeit ist in allen Bereichen nicht mehr angesagt und auch nicht mehr notwendig. Früher trafen sich die Frauen brav zu Tupper-Partys, heute verabreden sie sich zu ausgelassenen Dildo-Feten. Manches war heftig und deftig, Klartext eben. Aber das Publikum amüsierte sich köstlich über die Tabubrüche und applaudiere frenetisch.
[Margot Jansen]

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