Kabarett mit Simone Solga: Pointen im Sekundentakt

15. März 2013

Klein (158,5 cm), zierlich, blond - aber welche Bühnenpräsenz – das ist Simone Solga. Die Kabarettistin entfachte ihr politisches Feuerwerk im ausverkauften Vereinshaus auf Einladung des SPD-Kulturforums. In ihrem Soloprogramm „Bei Merkels unterm Sofa“ gewährte die „Kanzlersouffleuse“ Otto Normalverbraucher einen Blick hinter die Kulissen, ins Zentrum der Macht.

Als „Kanzlervorauskommando“ wollte sie die Gegebenheiten in Herzogenaurach ausloten, denn die Kanzlerin wird, wie sie glaubhaft versicherte, nächste Woche im Vereinshaus Station machen. Buh-Rufe des Publikums bei dieser Ankündigung ließen auf „linke Bazillen“ schließen.
Da musste zunächst das Händeschütteln geübt werden – schließlich steht im Kanzleramt extra eine Gummipuppe dafür zur Verfügung. Bürgermeister German Hacker und seine Stellvertreterin Renate Schroff schnitten dabei wohl ganz passabel ab, ganz im Gegensatz zu den Räumlichkeiten im Vereinshaus. Die Garderobenräume fielen wegen nicht funktionierender Heizung glatt durch.
Blümchen zum Empfang von Angela Merkel sollten auch bereit stehen, aber bitte nichts Rotes und Gelbes, das kommt momentan nicht so gut an bei ihr, und ein „kleines“ Gedicht wäre nett.
Im Publikum fand sich überraschend schnell ein Kandidat: Erwin Piniek. Er hatte das „Klein“ wohl etwas missverstanden, denn es wurde doch etwas länglich, aber flüssig und gekonnt vorgetragen. Diese Bereitschaft sich spontan auf einer Bühne zu präsentieren, ist Simone Solga bei ihren vielen Auftritten erst zum dritten Mal passiert.
Als erste ostdeutsche Kabarettistin trat sie nach der Wende bei Dieter Hildebrandts „Scheibenwischer“ auf und war Ensemblemitglied der „Münchner Lach-& Schießgesellschaft“, bevor sie im Jahre 2000 ihre Solokarriere startete. Kurz darauf gastierte sie schon einmal, auf Einladung der SPD, in Herzogenaurach. Bissig, witzig, topaktuell sezierte sie den Berliner Politzirkus. So bescheinigte sie etwa Kristina Schröder: „Das Einzige was bei ihr Hand und Fuß hat, ist ihr Kind“.
Große Aussichten den Euro noch zu retten sieht sie bei Wolfgang Schäuble nicht mehr – eine neue Währung „der Fiasko“ muss her. Den Rücktritt von Annette Schavan bedauert sie allerdings sehr: „Eine Frau, die so auffällig war, wie ein Mückenschiss im Mittelmeer“. Unbegreiflich ist ihr auch, wieso sich aus Millionen von Spermien das Schnellste als Angela Merkel entpuppt hat.
Bei aller Kritik hat Simone Solga aber doch Mitleid mit den Politikern in ihrem Hamsterrad. „Auch ein Hamsterrad sieht von innen aus wie eine Karriereleiter“. Als Ausgleich zum Politikbetrieb spielen die Bundestagabgeordneten Fußball, verriet die „Trainerin“ Simone Solga. Da muss sie Guido Westerwelle anfeuern:“ Geh doch mal in den Mann rein“, oder Klaus Wowereit erklären, dass die Viererkette kein Intimschmuck ist.
Die Besucher konnten in der Pause für den kommenden Besuch der Kanzlerin schon einmal Fragen an sie formulieren. Interessant war offenbar, was Angela Merkel, außer ihrem Handy, noch in ihrer Tasche hat. Ein Wörterbuch: Deutsch-Worthülsen beispielsweise. Die Damen wollten eher wissen: Was macht ihr Friseur beruflich? Alles konnte die Kanzlersouffleuse Simone Solga natürlich nicht beantworten, aber das Publikum hatte ohnehin genug damit zu tun die Pointenflut zu verkraften. Mit frenetischem Applaus bedankte es sich für ein Highlight des politischen Kabaretts.

Margot Jansen

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