„Wir haben den Kabaretttermin extra auf den letzten Donnerstag im Monat gelegt, denn dann ist Werksverkauf bei Schaeffler“, bekannte Django Asül im vollbesetzten Herzogenauracher Vereinshaus.
Aber es war nicht nur Schaeffler, sondern die mondäne Atmosphäre der Aurachstadt – so wie Baden-Baden für die Russen – die ihn dazu veranlasste, die Einladung des SPD-Kulturforums anzunehmen. Von Uraha über die Tuchmacher - Karl Lagerfeld war da – bis hin zu den Weltmeisterschaftsschuhen von 1954 von Adidas führten ihn seine geschichtlichen Exkursionen. Das Publikum war angesichts der profunden Kenntnisse ihrer Heimatstadt hellauf begeistert.
Von der Kleinstadt Herzogenaurach bis zu seiner Heimatgemeinde Hengersberg ist es da nicht weit. Im Cafe Einblick trifft er sich regelmäßig mit seinen Stammtischbrüdern. Montags und mittwochs sind sie „beschlussfähig“, denn dann sind alle Zehn anwesend und besprechen die wirklich wichtigen Dinge. Da geht es um Ausländer, um Bildung, um Wohnungen, um Urlaub, kurzum das pralle Leben.
Diese Stammtischweisheiten brachte Asül in seinem Programm „Offenes Visier“ unter das Volk. Ausländer sind nicht generell unbeliebt. Schweden, Dänen und Österreicher sind okay. Ein türkischer Ingenieur ist fast wieder ein Schwede.
Es herrscht Wohnungsnot. Was passiert? Die erwachsenen Kinder ziehen ins Elternhaus zurück und die Eltern werden sentimental und fangen wieder an die Kinder zu schlagen. WG's wären da eine Lösung, die sind freiwillig. Machen sie in der Familie doch einmal eine Umfrage, wer sie sympathisch findet. Mit diesen überzeichneten, scheinbar harmlosen Sätzen spiegelt er den Zustand der Gesellschaft. Angesichts der immer ärmer werdenden Mittelschicht werden sie sich in Zukunft keinen Urlaub mehr leisten können. Er selbst macht jetzt Urlaub im Nachbarhaus. Da treibt ihn die Neugierde um. Was ist das für ein Gerät im Nachtkästchen? Wenn ihm langweilig wird, dann greift er schon einmal zu einem Kurzkrimi in einer Frauenzeitschrift. Die Frau geht nachts durch den Park, niemand konnte ihre Schreie hören, weil der Täter maskiert war. Unsinn in höchster Vollendung. Dafür sorgt auch immer wieder sein Stammtischkollege Hans – den es wirklich gibt. Er besitzt keinen Festanschluss, nur ein Handy, das er immer zu Hause lässt. Seine Begründung: Warum soll mich jemand anrufen, wenn ich nicht zu Hause bin? Das Publikum war restlos begeistert, applaudiere frenetisch und verließ gutgelaunt aber auch nachdenklich das Vereinshaus.
[Margot Jansen]