Internationaler Frauentag: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - Fehlanzeige!

14. März 2015

Switalski
Martina Switalski, zusammen mit ihrem „Trio Litamo“
Mit „Brot und Rosen“ – dem Kultlied der Frauenbewegung – stimmte Martina Switalski, zusammen mit ihrem „Trio Litamo“, die Frauen auf die Feier zum Internationalen Frauentag ein. Seit 19 Jahren schaffen es die politischen Frauen Herzogenaurachs, über Parteigrenzen hinaus, das gemeinsame Ziel der wirklichen Gleichberechtigung von Mann und Frau an diesem Tag in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

Die Organisatorinnen Retta Müller-Schimmel (Bündnis 90/Die Grünen), Ruthild Schrepfer (Frauen-Union der CSU) und Renate Schroff (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen) hatten zum Thema „Beruf und Familie“ ins ASV-Heim geladen. Ein Thema, das so „uralt“ ist wie die Frauenbewegung, aber nichts von seiner Aktualität verloren hat. Schon 1911, anlässlich des ersten Internationalen Frauentags, forderte Clara Zetkin die Festsetzung von Mindestlöhnen und „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Der Mindestlohn ist 2015, mit etlichen Ausnahmen, auf den Weg gebracht worden, aber gleicher Lohn für gleiche Arbeit – Fehlanzeige.

Wolter Wissner
Claudia Wolter, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Erlangen-Höchstadt, stellte nüchtern fest, dass Frauen immer noch bis zu 23 Prozent weniger Lohn für die gleiche Arbeit erhalten. Die Gründe dafür sieht sie in der Geschichte der Berufstätigkeit von Frauen und in ihren zumeist gebrochenen Berufsbiographien. Erst mit dem 1977 verabschiedeten Ehe- und Familienrecht konnten Frauen ohne die Erlaubnis ihres Mannes berufstätig sein. Seitdem versuchen Frauen, Familie und Beruf miteinander in Einklang zu bringen. „Wir haben dafür kein Patentrezept“, aber ihre Forderungen sind klar: Mehr Flexibilität der Arbeitgeber, weg von der Anwesenheitspflicht, dafür Lebensarbeitszeitkonten. Auch die Politik müsste ihren Beitrag leisten und im Steuerrecht das Ehegattensplitting abschaffen. 95 Prozent der Frauen und Männer wollen Familie und Beruf, aber immer noch leisten Frauen doppelt so viel Hausarbeit wie Männer.
Claudia Wolter
Auch Susanne Wissner, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt von der Agentur für Arbeit Fürth, sah viele „Baustellen“ bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Lage habe sich zwar insgesamt verbessert aber die meisten Frauen flüchten sich in Minijobs und Teilzeitangebote. „Die Minijobs sind eine Falle, sie führen unmittelbar in die Altersarmut“, konstatierte sie. Auch die Teilzeitarbeit sah sie kritisch. Obwohl es an Fachkräften mangelt, stehen dem Arbeitsmarkt zu wenig Teilzeitangebote am Vormittag – der bevorzugten Arbeitszeit der Frauen - zur Verfügung. Zudem sei die Nachfrage der Arbeitgeber nur in einigen Bereichen hoch, beispielsweise bei Erzieherinnen, oder im medizinischen Bereich, die kaufmännische Angestellte im Büro ist nicht gefragt. Eine Stelle als Teilzeitkraft in einer Führungsposition sei nahezu ausgeschlossen. Trotzdem machte sie den Frauen Mut den Wiedereinstieg in den Beruf zu versuchen - ohnehin unterbrechen die meisten jungen Frauen, nach der Geburt ihres Kindes, ihre Berufstätigkeit nur noch für ein Jahr. „Beruf und Familie“ erfordere zwar viel Energie und viel Organisationstalent, aber sie und Frau Wolter veranstalten immer wieder „Börsen für den Wiedereinstieg“. Da gibt es hilfreiche Tipps und auch die Bewerbungsmappe wird gecheckt, um „Frau“ an die richtige Stelle zu bringen.
Susanne Wissner
Nach diesem eher ernüchternden Blick auf die Arbeitswelt konnten sich die Frauen (und Bürgermeister German Hacker mit einem Geschlechtsgenossen) bei einem Büfett stärken und die frechen Lieder von Martina Switalski genießen. Der Erlös des Frauentags geht in diesem Jahr an die Flüchtlingshilfe für Frauen und Kinder und an das Projekt „Stopp“, das indischen Frauen den Ausstieg aus der Prostitution ermöglicht.

Margot Jansen

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