Info-Veranstaltung zum Thema „Alt und Arm“

25. Oktober 2012

„Alt und arm“ - das war das Thema des Vortrages von MdL Dr. Thomas Beyer am 9.10.2012 im Saal von el Castaño in Herzogenaurach.

Mit Dr. Beyer konnte der kommunalpolitische Arbeitskreis der SPD Herzogenaurach einen hervorragenden Referenten für dieses sehr aktuelle Thema gewinnen. Dr. Beyer sitzt nicht nur für die SPD im Landtag, er ist auch Landesvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Bayern. Vor gut 30 Zuhörerinnen und Zuhörern zitierte Beyer Zahlen aus dem Sozialbericht 2011 für das Land Bayern. So liegt hier die durchschnittliche Altersrente im Jahr 2009 bei 684 Euro im Monat, während sie im Bundesdurchschnitt bei 706 Euro liegt. Aufgesplittet auf die Geschlechter ergibt sich: bayerische Frauen 494 Euro, Männer 908 Euro. Die Armutsgefährdung in Bayern ist alarmierend: 1.635.000 Personen sind in Bayern betroffen, davon 899.000 Frauen und 736.000 Männer. Nicht zuletzt die Rentner trifft es hart: 20,3 Prozent von ihnen sind armutsgefährdet. Bedrückend ist auch das Armutsrisiko für Alleinerziehenden-Haushalte, das bei 40,6 Prozent liegt. In Bayern gab es im Jahr 2011 nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit außerdem 95.311 Aufstocker, also Menschen, die ihren niedrigen Lohn mit Hartz IV ergänzen müssen, um überleben zu können, Im zweiten Teil seines Vortrages ging Dr. Beyer auf die Ursachen für Altersarmut ein. Die Hauptursache ist die von der Politik mit Hinweis auf die demographische Entwicklung herbeigeführte Absenkung des Rentenniveaus bis zum Jahr 2030 um ca. 20 Prozent, bezogen auf das Jahr 2012. Hinzu kommt, dass immer mehr Arbeitnehmer in den Niedriglohnsektor abgedrängt werden. Können die heutigen Rentner noch eine weitgehend durchgängige Erwerbsbiographie vorweisen, so werden die zukünftigen Rentner, bedingt durch die hohe Arbeitslosigkeit des vergangenen Jahrzehnts, das kaum noch erreichen. Förderprogramme zur privaten Rentenvorsorge, bekannt unter dem Namen Riesterrente, haben, wie die unterschiedlichsten Untersuchungen aufgezeigt haben, diese Situation nicht sonderlich verbessert. Wenn ein Arbeitnehmer eh schon von einem Minimallohn leben muss, kann er kaum Geld für die Altersvorsorge zurücklegen. Die Finanzkrise hat dazu beigetragen, dass die Rendite einer Riesterrente derzeit unter 1,5 Prozent liegt. Sie wird auch dazu führen, dass Firmen, die ihren Mitarbeiter eine Betriebsrente anbieten, Geld aus dem operativen Gewinn in die Betriebsrentenkasse, einzahlen müssen, um dem vertraglich festgelegten Anspruch gerecht zu werden. Nach Meinung von Dr. Beyer wird daher auch der angedachte massive Ausbau der Betriebsrente nicht wesentlich zu einer Lösung des Gesamtproblems beitragen. Ein Lösungsansatz wäre daher die Einführung von Mindestlöhnen, von denen die Arbeitnehmer ohne Aufstockerleistungen leben können, in allen Bereichen der Wirtschaft Derzeit werden in diesen Fällen mit Hartz IV, also mit Steuermitteln, die Wirtschaft indirekt subventioniert. In der anschließenden sehr regen Diskussion wurde auch auf die Situation in den Pflegeberufen hingewiesen. In diesem Bereich sind überwiegend Frauen beschäftigt, die gerade bei der verbreiteten Teilzeitbeschäftigung und kurzen Verweildauern im Beruf oft nur schwer eine gute Versorgung für das Alter erwarten können. Beyer zeigte in diesem Zusammenhang, die schwierig z. B. durch ungenügende Zahlungen der Pflegekassen gerade für tarifgebundene Träger die Refinanzierung angemessener Löhne bei sozialen Diensten ist. Hier bedürfe es der Unterstützung durch die öffentliche Diskussion. Die Gesellschaft müsse endlich den Wert sozialer Arbeit anerkennen.
Wolfgang Schoepe

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