Heiße Diskussionen am Kamin

08. Dezember 2012

Natascha Kohnen, Generalsekretärin der Bayern SPD, und Martina Stamm-Fibich, SPD-Bundestagskandidatin für die Stadt Erlangen und den Landkreis Erlangen-Höchstadt, luden zum Kamingespräch in die „HerzoBar“ ein.

Die stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Rita Dankers nutzte die Gelegenheit, um der neuen SPD-Stadträtin Sarah Litz das Parteibuch zu überreichen. Die weihnachtliche friedliche Atmosphäre – Kaminfeuer, Glühwein und Plätzchen – stand im krassen Gegensatz zu den knallharten Forderungen der Frauen an die Politik. „Wir fühlen uns alleingelassen“, die Aussage einer Teilnehmerin, die auf große Zustimmung stieß. Generell zu wenig Kitas, zu wenige Ganztagsschulen in Bayern, ungleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit – das waren die Hauptkritikpunkte des Abends.

„Frauen sind zu bescheiden, sie müssen sich einmischen“, meinte denn auch Martina Stamm-Fibich und sie brauchen die Unterstützung anderer Frauen. Dies bestätigte Natascha Kohnen, anhand ihres eigenen politischen Werdegangs. Ohne die Motivierung und Unterstützung von Johanna Rumschöttel, SPD-Landrätin des Landkreises München, hätte sie kaum den Weg in die Politik angetreten. Die Netzwerke sind bei Frauen entweder noch gar nicht vorhanden oder erst im Entstehen, während die Männerbünde bestens funktionieren. „Wir haben eine männliche Arbeitskultur, die Berufungsgremien sind männlich“, konstatierte sie. Die Quote ist daher ein „Türöffner“, um dies zu ändern. Um eine Gleichbehandlung der Geschlechter zu erreichen, könnten auch die Kommunen ihren Beitrag leisten. Bei der Vergabe von Aufträgen wäre es möglich, nicht nur einen Mindestlohn sondern auch eine Frauenquote zu fordern. In Deutschland liegt die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern weit über dem europäischen Schnitt. Die „unbereinigte Lohnlücke“ liegt in Europa bei 16,4 Prozent (2010), in Deutschland bei 23,1 Prozent (2010), in Bayern ist sie sogar aktuell auf einen Stand von 26 Prozent gestiegen.

Auch die prekären Arbeitsverhältnisse wie Leiharbeit, befristete Verträge und Werksverträge haben in Bayern zugenommen, alles Bereiche von denen in erster Linie Frauen betroffen sind. Als einen Skandal bezeichnete es Martina Stamm-Fibich, dass die Lebensmitteldiscounter fast nur noch Minijobber beschäftigen – eine gesetzlich festgelegte Begrenzung auf 15 Prozent sei dringend erforderlich. „Familie und Beruf“ – für die meisten Frauen auch 2012 noch eine unlösbare Aufgabe.

Natascha Kohnen wählte vor ihrer politischen Karriere den Weg in die Freiberuflichkeit und lektorierte naturwissenschaftliche Bücher. Andere Frauen berichteten von ihrer Halbtagsstelle, die nicht nur einen Karriereknick bedeutete, sondern auch die Gefahr der Altersarmut in sich berge. „Was passiert, wenn die Ehe scheitert?“. Nach dem neuen Scheidungsrecht bekommen die Frauen keinen Unterhalt mehr für sich, wenn das Kind das dritte Lebensjahr vollendet hat. Die Zahl der Alleinerziehenden wächst stetig und für sie gilt verstärkt, was alle Frauen bemängeln: keine Kinderbetreuung – keine Arbeit.

Margot Jansen

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