Großes Parodistenkino im Vereinshaus

18. April 2019

Hängende Mundwinkel, ein verschämter Blick, die Hände zur Raute gefaltet – nein, nicht Angela Merkel, sondern der Politkabarettist Reiner Kröhnert betritt die Bühne des Vereinshauses.

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Kröhnert als Angela Merkel

Der Mann, der mühelos in die Haut seiner Protagonisten schlüpft kam auf Einladung des SPD-Kulturforums mit seinem neuen Programm „Kröhnert XXL – Großes Parodistenkino“ nach Herzogenaurach. Es war ein bissiger Rundumschlag, der nicht nur die Politiker traf, sondern auch die Größen des Showgeschäfts. Für Merkel ist der Parteitag in Hamburg bestens gelaufen, Christian Lindner meinte zwar, sie hätte auf das falsche Amt verzichtet, aber er hat einfach nicht ihre Strategie verstanden. Annegret hat das Rennen gemacht, aber das ist doch so, als hätte sie das Amt der Parteivorsitzenden niemals aufgeben. Aber noch zucken die „rührend naiven Sozis“ und damit ist ihre Arbeit noch nicht vollbracht. Aber mit Hilfe von Andrea Nahles wird ihr das sicherlich gelingen. Martin Schulz hat schon mit 20,5 Prozent ein historisch schlechtes Ergebnis für die SPD eingefahren, aber da ist noch Luft nach unten. Mit Nahles als Kanzlerkandidatin, da ist ein Absturz in die Einstelligkeit kein Problem.

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Krönert als Wolfgang Schäuble

CSU und die Grünen, das war bisher eine undenkbare Konstellation, aber Edmund Stoiber und Winfried Kretschmann entdecken in einem Gespräch doch viele Gemeinsamkeiten. Kretschmann hat in seinem Herrgottswinkel Merkel-Devotionalien – ein Knöpfla von ihrem Jackett ist sein ganzer Stolz. Stoiber sammelt seltene Hotelseifen, darunter sind solche Kostbarkeiten wie eine chinesische Kernseife aus der Zeit der Boxerkriege und eine unbezahlbare Fehlprägung aus Dubai. Das ist doch ein hoffnungsvoller Anfang für Schwarz-Grün.

Auch vor den Toten macht Kröhnert nicht Halt. Da streiten sich Adolf Hitler und Erich Honecker und reden sich dabei posthum um Kopf und Kragen. Ihre würdigen Nachfolger im 21. Jahrhundert haben sie allerdings schon gefunden: Für Hitler ist es ganz klar der türkische Präsident Erdogan. Honecker favorisiert den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un. Da ist es nicht weit zu Donald Trump. „All news are fake news, the only right news come from me“, damit hat Trump seine Botschaft schon unters Volk gebracht und natürlich:”America first”.

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Kröhnert als Donald Trump

Kröhnert kann aber nicht nur Politik. Bei der Talk-Show „Intellekt hat viele Gesichter“ interviewen der Philosoph Rüdiger Safranski und Michel Friedman die Stars der Klatschpresse. Da trifft hochgeistiges verschraubtes Denken in verschwurbelten Sätzen auf blanke Einfalt und selbstgefällige Dummheit. Das „Bobele“ Boris Becker outet sich überraschend als philosophisches Naturtalent. Daniela Katzenberger bekennt freimütig, dass sie sich ihre Achselhöhlen hat botoxen lassen und sie wäre auch bereit einer Vergrößerung ihres Gehirns zuzustimmen. Dieter Bohlen braucht kein Gehirn, er ist mit seiner Rolle als „Pagagnini unter den Arschlöchern“ zufrieden. Bei Kröhnert gibt es keine Political Corrrectness, kein Tabu, das nicht gebrochen wird. Mimik, Gestik und Sprachduktus der Opfer waren manchmal geradezu erschreckend präsent – großes Parodistenkino eben.
[Margot Jansen]

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