Großer Kabarettabend mit Andreas Rebers

31. März 2017

Der „schlesische Gebetsteppich“ mit röhrendem Hirsch von Oma Wanda ist immer dabei, wenn sich Reverend (eigentlich Kabarettist) Andreas Rebers aufmacht, seine Botschaften unters Volk zu bringen.

Mit dem letzten Teil seiner Glaubens-Trilogie „Amen“ wollte der „Hausmeister des Herrn“, auf Einladung des SPD-Kulturforums, das Volk im vollbesetzten Vereinshaus in Herzogenaurach bekehren. Wozu? Vielleicht zu eigenständigem Denken. Er jedenfalls dachte höchst eigenständig, politisch unkorrekt und ohne Respekt vor Tabus.
Da wäre etwa unsere politisch korrekte Sprachregelung. Flüchtlinge sind jetzt Mitbürger, Zigeuner oder Roma darf man heute auch nicht mehr sagen, die sind inzwischen zu Rotationseuropäern oder MEMMs - mobilen ethnischen Minderheiten - mutiert. Dabei hat er durchaus ein Herz für Flüchtlinge, denn „Frau Flüchtling“ ist inzwischen bei ihm einquartiert und hat eine Ausbildung als „German Putzing“ nach der Feldenkrais-Methode absolviert. Außerdem darf sie bei ihm singen und wird nicht wie in ihrer Heimat Iran dafür mit 61 Peitschenhieben bestraft.

Als Reverend der freien Glaubensgemeinschaft der „Bitocken“ hat er was gegen religiösen Imperialismus. Da stellt er doch erst einmal fest, dass die Bundesrepublik Deutschland keine osmanische Provinz ist, dass Gebetsräume in Schulen nichts zu suchen haben, sondern stattdessen Musiksäle und Computerräume. Zeit für seine zynisch-ironische „Islamistenpolka“ auf dem Akkordeon, die ihm schon viel Ärger eingebracht hat. „Ich bin die radikale Mitte“, konstatiert er. Die Volksparteien dagegen wollen sich nicht schmutzig machen und keine klare Kante zeigen. Die Süddeutsche Zeitung hatte zwar geschrieben, Merkel verschärfe den Ton gegenüber Erdogan. Er vermutet aber, dass sie wohl eher Miau gesagt hat.

Aber auch die kleinen Parteien bekommen ihr Fett weg, insbesondere die Grünen. Eine solche ist seine langjährige Nachbarin Frau Hammer, geborene Sichel, die als Veganerin will, dass wir gesund sterben. Sie ist bekennende Radlerin, natürlich bekleidet mit der entsprechenden Funktionswäsche, und setzt sich fürs „Autofasten“ ein. Das veranlasst den Revoluzzer Rebers doch glatt dazu seinen Diesel auf dem Fahrradweg zu parken.

Kein gesellschaftspolitisches Minenfeld lässt er aus. Da sind die drei Berufsgruppen, die er zu seinen persönlichen Feinden erkoren hat: Die Investmentbanker, die Geistlichen (Erziehung zum Hass) und die Juristen, die den anderen erlauben das zu tun, was sie tun. Und die Zukunft? Die Kinder sind der „Heulsusen-Pädagogik“ ausgeliefert. Sie werden zu Tode gekuschelt und von „Fräulein Verständnisvoll“ auf „homöopathischen Kinderspielplätzen“ betreut. Wie singt er in einem seiner Lieder: „Ich bin die Scherbe auf der Liegewiese, ich bin der falsche Ton beim Friedenslied“. Das war er, aber das Publikum war restlos begeistert und wurde mit improvisierten Zugaben auf dem Keyboard wie etwa „Die große Bühne im Vereinshaus ist leer, zurück bleibt ein einsamer Clown“ belohnt.
Margot Jansen

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