Fonsi und die absurden Abgründe des Alltags

21. Februar 2014

Blaue Uniform, passende Tasche – „Fonsi“, der Kassenwart von Schloss Neuschwanstein betritt die Bühne des ausverkauften Vereinshauses. Eingeladen vom SPD-Kulturforum gastierte der Kabarettist Christian Springer (alias Fonsi) zum vorletzten Mal als Kunstfigur „Fonsi“ mit seinem Programm „Jetzt reicht’s! … leider nicht für alle“.

Bevor der aktuelle Preisträger des Bayerischen Kabarettpreises als Christian Springer sich neuen kabarettistischen Herausforderungen stellt, nahm er als urbayerischer Grantler noch einmal alles und alle aufs Korn. Aus der Perspektive des kleinen Mannes analysierte er die große und insbesondere die bayerische Politik. Präsident Hollande fuhr mit Motorrad und ausgerüstet mit Helm zu seiner Geliebten – seitdem ist der Helm 18000 Mal verkauft worden, vorwiegend von älteren Herren. Bleibt die Frage wie oft sich die Perücke von Angela Merkel verkauft hat. Seine Analyse der bayerischen Landtagswahl ist eindeutig: Die CSU war für alles, auch für die Homoehe, aber einer muss eine Frau sein. Probleme werden in Bayern einfach aufgegessen. Da gab es einmal einen Umweltminister Alfred Dick, der nach dem Gau von Tschernobyl, vor laufender Kamera verstrahltes Milchpulver aß. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner tat es ihm gleich und aß und aß auf der Eiermesse eine Eierspeise nach der anderen, trotz Dioxin-Skandal. Sein Fazit: So giftig kann Dioxin wohl nicht sein, trägt nur ein bisschen auf. Als Münchner schlägt sein Herz natürlich für Bayern und da macht er sich ernsthaft Sorgen. Die Lichtgestalt Uli Hoeneß unter Anklage wegen Steuerhinterziehung – Gefängnis, nein das wäre keine Strafe, sondern Präsident der 60-er.
Bayern braucht eindeutig geistlichen Beistand von höchster Stelle. Aber was kann man von einem Armenpapst Franziskus erwarten, der verkauft doch glatt den Vatikan und residiert von einem Campingplatz aus. Ein russischer Papst wäre nach seinem Geschmack. In der Messe gäbe es eisgekühlten Wodka, daneben aufgedonnerte Weiber als Messdiener. Er würde sicherlich auch zum Oktoberfest kommen, denn die Musik in bayerischen Bierzelten ist zutiefst katholisch. Da wird „Hölle, Hölle“ beschworen und „Die Hände zum Himmel“ gereckt. Scheinbar harmlos, naiv nimmt „Fonsi“ den Alltag der Menschen unter die Lupe und entlarvt dessen Absurdität. Morgens werden wir schon im Radio von einem „Gute-Laune-Team“ belästigt, die Schlagzeilen in der Bild-Zeitung widmen sich tagelang den 38,2 Grad Fieber von Maria Höfl-Riesch (dabei steht sie mal gerade zwei Minuten und vier Sekunden auf Skiern, kann sich also dann wieder ins Bett legen), abends sitzen wir stundenlang vor dem Fernseher und schauen uns weinende Mädchen bei Heidi Klum an. Sein ernüchterndes Fazit: „Die Menschen werden immer blöder“. Das gilt seiner Meinung nach auch für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. „Das ist Krieg, aber wir reden nicht gern über Schlechtes“. An diesem Punkt verwandelt sich der biedere Kassenwart „Fonsi“ in Christian Springer, der sich seit Jahren humanitär in Afghanistan und aktuell in Syrien engagiert. Mit Hilfe von Spenden konnte er bereits vier Müllfahrzeuge, Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge nach Syrien, vorwiegend nach Aleppo, liefern. Eine Spendentüte stand denn auch am Eingang bereit. Passend dazu schilderte er die Beerdigung eines in Afghanistan gefallenen deutschen Soldaten. Die Übertragung im Fernsehen war ein „Event“, mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck. Doch am Ende, als Alle schon gegangen waren, spielten drei Freunde am Grab noch einmal das Lieblingslied des Verstorbenen „No Time For Losers, We Are the Champions“. Dies tat auch Christian Springer auf der Zither. „Nach Friedhof kommt nichts mehr“, doch eine Zugabe gab „Fonsi“. Ein kleines harmloses Liedchen „Einbrecher kumm, sei doch net so dumm“ erlaubte den Zuhörern das befreiende Lachen. (Margot Jansen)

Fonsi-Publ
Volles (Vereins-)Haus am 19.2.2014 bei "Fonsi"

Die folgende Bildgalerie zeigt die verschiedenen Gesichter des Künstlers bei seinem Auftritt im Vereinshaus.

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