Ein Ministerpräsidenten-Kandidat mit Sinn für Humor

10. Dezember 2012

Ein Ministerpräsidenten-Kandidat mit Sinn für Humor.
Ehemaliger "Rädelsführer": Münchens Oberbürgermeister Christian Ude mit satirischen Texten zu Gast in Uttenreuth

Christian Ude sorgte für beste Stimmung. Abgeklärt, bürgernah und humorvoll: So hat sich Münchens Oberbürgermeister Christian Ude bei einer satirischen Lesung präsentiert. Wenngleich die nächste Landtagswahl in Bayern erst in einem dreiviertel Jahr ansteht, handelt der veranstaltende SPD-Unterbezirk den Gast schon als künftigen Ministerpräsidenten.

Für erste Lacher sorgt Christian Ude noch bevor er ein Wort gesagt hat. Mit einem braunen, altmodischen Lederkoffer betritt der schnauzbärtige SPD-Politiker vor rund 170 Zuhörern die Bühne und legt genüsslich ein Buch nach dem anderen auf den Tisch. Zehn Stück hat er bislang geschrieben aus fünf wird der Jurist und Familienvater an dem Abend lesen und frei vortragen.

Udes rund 20-minütige Anekdoten sind aus dem Leben gegriffen. Sie stellen ihn beispielsweise als aufmüpfigen Schüler, bekennenden Langzeitstudenten, liebenden Sohn und Vater dar, der sich die Fähigkeit erhalten hat, über seine Schwächen zu schmunzeln. So erklärt er etwa freimütig, wenig musikalisch zu sein und erinnert sich mit Grauen an das Vorspielen als Bub zu Weihnachten als "schlimmsten Fall von Kindesmisshandlung, der mir bis dahin bekannt war".

Seine Grundschullehrer hätten ihn vor dem Übertritt ans Gymnasium als "Rädelsführer, bei dem Zurechtweisungen wenig nutzen" charakterisiert, berichtet der Münchner. Nach zwei Tagen an der Oberschule habe er schon zwei Verweise kassiert und seine Mutter sprang für ihn in die Bresche. Dem Prüfer im Staatsexamen, der fragte, ob er auch Jura studiert habe, will Ude entgegnet haben: " Wahrscheinlich sogar länger als Sie."

Dem mit Seitenhieben. gespickten Bericht über seine erste juristische Vertretung eines namhaften katholischen Stadtpfarrers schickt der 65-Jährige mit einem Lächeln vorweg: "Die Geschichte ist übrigens wie alle anderen auch nichts als die reine Wahrheit. Nie könnte ich es mir erlauben, irgendwas zu übertreiben."

Hart geht der Fan der Münchner "Löwen" mit Fußballanhängern ins Gericht. Spreche man als Oberbürgermeister vor diesen, sei die wichtigste Regel, sich knapp zu fassen. "Kein Gedankengang, keine Argumentationskette darf mehr als fünf Silben haben", räsoniert der Politiker. Schließlich gelte es, den Zuhörern ausreichend Platz für Gesang, Gejohle, skandierte Spielernamen und Sprechchöre zu lassen.

Leider habe ihm das vor seiner ersten Fußballrede 1993 anlässlich des Aufstiegs seines Lieblingsvereins in die Erste Bundesliga niemand gesagt. Der Sohn eines Schriftstellers und selbst einst Journalist bei der Süddeutschen Zeitung hat sichtlich Spaß, antiquierte Sprache zu benutzen insbesondere in seinen weiter in die Vergangenheit zurückreichenden Texten. Darin spricht Ude dann zum Beispiel vom Lehrkörper, dem staatlichen Salär oder einem konservativen Schulmeister von hünenhafter Gestalt.

Moderne Ausdrücke insbesondere die heute weit verbreiteten Anglizismen zieht der Kabarettist in einem eigenen Beitrag ins Lächerliche. Urkomisch wird es, wenn er diese mit bayerischern, Dialekt kombiniert. Statt "Komm rein!" heißt es dann "Move eini!" Und "Den Text formulieren wir schon noch geschlechtsneutral" wird zu "Den Text gendern mer scho no hi"

Doch auch deutsche Formulierungen entgleisten zusehends, moniert Ude und belegt das mit, schiefen Bildern wie gut aufgestellt sein, im Dienstleistungssektor unterwegs sein oder ein Vorhaben auf die Schiene setzen. Launig verabschiedet sich der Ministerpräsidenten-Kandidat nach zwei Stunden kostenlosem Programm vom Publikum mit guten Wünschen, die von Phrasen nur so strotzen, und endet: "Irgendwie werden Sie das schon gebacken kriegen."

(Quelle: Nordbayerische Nachrichten, Fotos: Jansen)

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