Welch ein Aufgebot an Politprominenz! Edmund Stoiber, Hubert Aiwanger, Robert Habeck, Horst Seehofer und Markus Söder waren der Einladung der SPD Herzogenaurach ins Vereinshaus gefolgt – ein einmaliges Ereignis.
Ihnen allen gab der Parodist, Kabarettist und Sprachkünstler Wolfgang Krebs eine Stimme, nein ihre Stimme. Jetzt nach der Bundestagswahl sieht Stoiber die SPD plötzlich mit ganz anderen Augen, denn da ist die Sache mit dem Krokodil, Verzeihung Groko-Deal. Er ist guten Mutes, denn die Dreifaltigkeit der Inkompetenz - Peter Ramsauer, Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer - haben als Verkehrsminister das Land aufopferungsvoll zugrunde gerichtet. So stammelt er sich durch das Weltgeschehen. Sein größter Traum aber ist und bleibt ein Königreich Bayern, ganz nach dem Motto: „Bavaria first“.
Auch Seehofer versteht immer noch nicht, wieso die Bayern überhaupt ihre Selbstständigkeit verloren haben. Nun der legendäre König Ludwig hat Bayern an die Preußen verkauft. Auch Söder träumt noch von einem Königreich Bayern. Als Markus der Erste von Gottes Gnaden, würde er die Mitgliedschaft in der Bundesrepublik Deutschland kündigen. Doch die Realität sieht anders aus. Die Deutschen hätten seiner Meinung nach einen anderen Kanzler verdient. Nicht den gequälten Gesichtsausdruck von Merz, sondern einen jungen dynamischen Mann wie ihn, dem über Nacht ein Bart wächst und der über volles Haupthaar verfügt. „Ich weiß, dass ich nicht immer bei meinen Positionen bleibe“, bekennt er freimütig. Für die aktuelle Lage hat er sich schon etwas überlegt. Wenn der Aiwanger im Bundesrat nicht für das Sondervermögen stimmt, dann holt er sich die SPD in die Regierung. Für Aiwanger ist das Wahlergebnis eine Katastrophe und er vermutet, dass die Wahl extra in den Winter gelegt wurde, damit er als Volkstribun der Festzelte nicht zum Zuge kommt.
Krebs versteht es meisterhaft, mühelos in die Figuren einzutauchen. Er braucht dafür eigentlich gar nicht seine Kostüme, denn selbst wenn er sich hinter einem Bild der bayerischen Landschaft umzieht plaudern seine Protagonisten, immer direkt erkennbar, miteinander.
Auch wenn in der neuen Bundesregierung Habeck sicherlich keine Rolle mehr spielen wird, bei Krebs hatte er einen fulminanten Auftritt. „Wir Grünen brauchen keine Opposition, wir sind unsere eigene Opposition“, konstatierte er. Ein Beispiel: Die Vogelschützer unter uns Grünen sind gegen Windräder, und die Freunde, die die Kröten über die Straßen tragen auch, weil von Windrädern geschredderte Vögel während des Herabstürzens eben auch Kröten erschlagen könnten. Ein wahres Dilemma. Ein wertvoller Tipp von ihm: Bei der Klospülung kann man was zusammenkommen lassen, nicht nach jedem Geschäft spülen.
Zwischendurch schlägt Krebs aber auch ernste Töne an. Wenn Volksvertreter, Feuerwehrler oder Sanitäter angegriffen werden, dann sind alle Demokraten gefordert. Die Spaltung in der Gesellschaft wird immer bedrohlicher. Das sieht auch seine Kunstfigur Schorsch Scheberl so. Er kann das beurteilen, denn er ist Vorsitzender von allen 30 Vereinen in einem unaussprechlichen bayerischen Dorf. Selbst in den Kirchen sieht er die Spaltung wieder aufflammen. Da lädt die evangelische Pfarrerin doch tatsächlich zu einer Aperol Spritz Andacht ein, nur um die Leute in ihre Kirche zu locken. Die Katholiken kontern mit kostenlosem Messwein, so einem richtigen „Schädelsprenger“.
Es war ein Augen- und Ohrenschmaus, wenn Krebs mit der Schnelligkeit eines Maschinengewehrs seine Pointen ins Publikum im ausverkauften Vereinshaus abfeuerte. Entsprechend enthusiastisch applaudierte das Publikum. Ein schöner Abend!
Es war für den Kulturbeauftragten der Herzogenauracher SPD Jürgen Jansen die letzte von ihm organisierte Kabarettveranstaltung. Nach zehn Jahren übergibt er das Amt in jüngere Hände. Ab sofort werden Martina Haase, Gabriele Maurer und Sandra Wüstner dafür verantwortlich sein. 2026 wird es wieder einen Kabarettabend geben, mit wem wird nicht verraten.
Margot Jansen