Am 12. August 2021 nahmen die SPD-Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich (Mitglied im Gesundheitsausschuss) und Dr.med. Jens Köhler (Oberarzt und Facharzt für Chirurgie im Klinikum Nürnberg-Nord) in kompetenter Weise Stellung zu den Fragen: Wie leistungsfähig ist unser Gesundheitssystem? Welche Lehren und Konsequenzen müssen wir aus der Pandemie ziehen?
Die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Renate Schroff begrüßte alle Anwesenden und gab zu Beginn der zweistündigen Veranstaltung eine Sachstandsbeschreibung ab: „Seit etwa 1 1/2 Jahren hat das Corona-Virus Deutschland und die Welt fest im Würgegriff. Alle gesellschaftlichen Bereiche stehen vor großen Herausforderungen - so auch unser Gesundheitssystem. Obwohl wir im Vergleich zu anderen Ländern die Krise relativ gut bewältigen, standen die Krankenhäuser und das Pflegepersonal auch in Deutschland zeitweise an ihrer Leistungsgrenze.“ Nun steht die Bundestagswahl vor der Tür und Martina Stamm-Fibich (MdB) wirbt um die Wiederwahl. Seit 2013 ist sie Bundestagsabgeordnete.
Neben dem Petitionsausschuss ist sie auch Mitglied im Gesundheitsausschuss. „So viel wie die letzen 1 1/2 Jahren habe ich noch nie gearbeitet“, stellte sie fest. Dabei hat sie viel Erfahrung gesammelt, die Stellschrauben identifiziert, an welchen im Gesundheitssystem gedreht werden sollte und Ideen entwickelt, wie das Katastrophenmanagement in Zukunft aussehen müsste. Ihre Ideen, Visionen, aber auch die durch die SPD initiierten Veränderungen im Gesundheitssystem diskutierte sie gestern Abend im gut besuchten Kreis’l mit Dr. med. Jens Köhler, Oberarzt und Facharzt für Chirurgie im Klinikum Nürnberg-Nord.
Letzterer blickt auf eine 36-jährige Erfahrung als praktizierender Arzt zurück und gab einen kurzen Rückblick, was sich in dieser Zeit alles verändert hat. Als größten Einschnitt sieht er das 1993 in Kraft getretene Gesundheitsstrukturgesetz, das er als „Hartz IV der Medizin“ bezeichnete. Als größtes Manko sehe er dabei die Entfremdung zwischen Arzt und dem Patienten mitsamt seiner Angehörigen. Ein kapitalistisches System, dass Investitionen (in teure Geräte) belohne, aber den persönlichen Kontakt zum Menschen nicht ausreichend finanziell honoriert, sahen die Bundestagsabgeordnete als auch der Oberarzt kritisch.
Generell waren sich die beiden Redner in vielen Punkten einig. So dürfe man bei aller berechtigten Kritik am Corona-Management nicht vergessen, dass nicht alles schlecht sei. In Deutschland hat jeder Erkrankte Hilfe bekommen, es gab keine Triage, im Gegensatz zu anderen Ländern. Doch es gibt noch viel zu tun. Und dafür hat die SPD Antworten, und Martina Stamm-Fibich im Speziellen als engagierte Gesundheitspolitikerin auch zahlreiche Ideen. „Wir brauchen eigentlich nochmal ein Strukturreformgesetz“ sagt Martina Stamm-Fibich. Die SPD kämpft ihrer Ansicht nach zu Recht für eine Bürgerversicherung. Das Zusammenfassen der privaten und gesetzlichen Versicherungssysteme würde 340 Mrd. Euro ins System spülen, welche dafür gebraucht werden, diesen wichtigen Bereich der Daseinsvorsorge zukunftsfest zu machen. „Es ist nicht gerecht, wenn der Hausarzt in Erlenstegen ein Vielfaches von dem in der Südstadt verdient, weil er einfach mehr Privatpatienten hat“, gibt Dr. Köhler zu bedenken. Und er ergänzt „Ein System, das der Daseinsvorsorge dient, darf nicht den kapitalistischen Gewinnerzielungsprinzipien unterworfen werden. Ich kann aus meiner langen Erfahrung nicht sehen, dass diese Entwicklung zu mehr Innovationen oder einer Qualitätsverbesserung geführt hätte, wie das zum Beispiel die FDP behaupten würde.“ „Wir haben gemacht, was mit der Union umzusetzen war“, sagte Martina Stamm-Fibich, „aber es gibt noch viel zu tun und gute Ideen“, welche sie am Anschluss vorstellte und für die sie „mit aller Kraft kämpfen möchte“.
Den Schluss bildete eine Fragerunde, die rege genutzt wurde. Die zu Beginn der Veranstaltung gestellten Fragen ließen sich aus Sicht der beiden Redner kurz so zusammenfassen:
Unser Gesundheitssystem ist leistungsfähig, aber renovierungsbedürftig. In Zukunft bedarf es anderer Konzepte für den Katastrophenfall, die eine Einbeziehung auch des Bundes und der Kommunen beinhalten. Es bedarf weniger Kapitalismus, mehr Menschlichkeit, mehr Solidarität im System. Es bedarf also der Werte, welche die SPD wie keine andere Partei vertritt. Deshalb bittet Martina Stamm-Fibich die Anwesenden um ihre Stimmen bei der anstehenden Bundestagswahl.